Beim vierten Versuch auf Lanzarote ist es mir endlich gelungen, auch der kleinen Insel nördlich von Lanzarote einen Besuch abzustatten. Bisher kannte ich diese größte und südlichste Insel des Chinijo Archipels wie wohl die meisten Besucher Lanzarote nur aus luftiger Höhe, nämlich vom Mirador del Río aus. Warum es so lange gedauert hat, weiß ich selber nicht. Vielleicht sind einfach nur die Verbindungen von Órzola nach Caleta del Sebo in den letzten Jahren besser geworden.
Damit wären wir schon bei der wichtigsten Frage – wie kommt man nach La Graciosa? Natürlich kann man versuchen, einen Fischer oder einen anderen Bootsbesitzer um eine Überfahrt bitten. Ob man so Erfolg hat und was das kostet, hängt vom persönlichen Verhandlungsgeschick und wohl auch den eigenen Spanischkenntnissen ab. Einfacher ist es meistens aber wohl, morgens einfach nach Órzola zu fahren und sich ein Ticket zu kaufen. Die Fähren von Lineas Romero und Biosfera Express fahren vormittags stündlich von Órzola nach Caleta del Sebo. Es spielt also keine große Rolle, wann man in Órzola erscheint. Man sollte aber schon etwas früher aufstehen als sonst im Urlaub. Denn je eher man auf La Graciosa ist, umso mehr Zeit kann man dort verbringen. Und man kann die große Inselrundfahrt mit dem Rad beenden bevor der Nachmittag unerträglich heiß wird. Die Überfahrt nach La Graciosa dauert etwa eine halbe Stunde und kostet mit den normalen Fähren hin und zurück 20€ pro Person. Am Nachmittag fahren die Fähren wieder im Stundentakt zurück. Die erste Fähre von Lineas Romero verlässt Caleta del Sebo um 15 Uhr, die letzte um 17 Uhr. Im Sommer finden zwei zusätzliche Überfahrten um 18 und um 19 Uhr statt.
Das erste, was man bei der Ankunft in Caleta del Sebo sieht, ist der gepflasterte Platz am Hafen. Hier werden die Tagestouristen schon von den Fahrradverleihern erwartet. Ein Rad kostet 8€. Bei den Rädern handelt es sich ausnahmslos um Mountain Bikes und sie sind in einem ausreichend guten Zustand. Den Luftdruck in den Reifen sollte man aber lieber doch kontrollieren und notfalls korrigieren lassen. Wenn man den Angaben der Fahrradverleiher Glauben schenken kann, dauert eine Rundfahrt von Caleta del Sebo über Playa de las Conchas (35’) und Pedro Barba (45’) zurück nach Caleta del Sebo (45’) ohne Pausen und Abstecher ca. 2 Stunden. Ich habe tatsächlich 35’ nach Playa de las Conchas gebraucht. Zurück war ich dann etwas langsamer und habe 40’ gebraucht. Besonderen Ehrgeiz habe ich dabei nicht entwickelt. Ich habe mir sogar den Luxus erlaubt, das Rad ein paar Steigungen hinauf zu schieben. Trotzdem sollte man für die komplette Runde mit (Bade-) Pausen doch lieber 4 Stunden ansetzen. Ungeübte Radfahrer, und dazu zähle ich auch die, die nur in der Stadt oder auf gut ausgebauten Radwegen unterwegs sind, sollten sich dessen bewusst sein, dass es auf La Graciosa keine Straßen gibt. Sobald man den gepflasterten Platz am Hafen verlassen hat, bewegt man sich nur noch auf mehr oder weniger fest gepressten Sand. Die vollen 20km auf diesen welligen Pisten gehen nicht nur in die Beine sondern auch in die Arme.
Wer ein bestimmtes Ziel schnell erreichen will, kann sich natürlich auch ein Taxi nehmen. Dann wird man mit einem Jeep ans Ziel gebracht und kann sich zu einer vereinbarten Zeit auch wieder abholen lassen. Radfahrer und Wanderer sehen diese Taxis nicht so gerne. Die fahren nämlich ziemlich rücksichtslos über die Pisten und hüllen Radfahrer und Wanderer in unangenehme Staubwolken ein. Abgesehen davon sind sie auch von den Rillen in den Pisten verantwortliche, die die Radfahrer gerade in den Abfahrten kräftig durchschütteln. Lobend erwähnen muss ich in diesem Zusammenhang die Guardia Civil (oder war es die Policia Local?). Als die mich auf ihren Quads überholten, fuhren sie nur wenig schneller als ich und sie behielten dieses Tempo auch noch eine ganze Strecke bei bevor sie wieder aufs Gas traten.
Wenn man nach der Rundfahrt oder einfach nur einen Ausflug zur Playa de las Conchas noch genug Zeit bis zum Ablegen der Fähre hat, kann man sich die sandigen Straßen von Caleta del Sebo ansehen und/oder in einem der Restaurants am Hafen etwas essen und vor allem endlich wieder im Schatten sitzen.